Ammoniakemissionen sollen in den nächsten 10 Jahren um 30 % reduziert werden
In den letzten 25 Jahren hat sich die Luftqualität in der Schweiz markant verbessert. So hat die Belastung aus Verkehr und Industrie mit Schwefeldioxid um rund 90 %, mit Stickstoffdioxid und mit Feinstaub um rund 45 % abgenommen. Problematisch bleiben das Ozon im Sommer und der Feinstaub im Winter. Anders sieht die Situation beim Ammoniak (NH3) aus, der grösstenteils aus der Landwirtschaft stammt.

Nachdem die Ammoniakemissionen von 1990 bis 2000 wegen rückläufigen Tierzahlen um ca. 15 % zurückgingen, blieben sie in den letzten 15 Jahren konstant und sollen nun gemäss dem Luftreinhaltekonzept des Bundes in den nächsten 10 Jahren um 30 % oder 20 000 Tonnen reduziert werden.
Warum müssen die Ammoniakemissionen reduziert werden?
Das Ammoniak trägt anteilsmässig am meisten zur Stickstoffbelastung von empfindlichen Ökosystemen bei und ist wesentlich für die Überdüngung und Versauerung von Wäldern, Ried- und Moorlandschaften verantwortlich. Daneben bildet Ammoniak lungengängigen Feinstaub und es ist verantwortlich für Geruchsemissionen. Für Ammoniak enthält die Luftreinhalteverordnung keine Immissionsgrenzwerte. Die kritischen Konzentrationen für die Ökosysteme werden jedoch in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten im Mittelland im Moment überschritten.
95 % vom Ammoniak stammen aus der Landwirtschaft
Beim Ammoniak stammen 95 % aus der Landwirtschaft, hauptsächlich aus der Tierhaltung. Die Emissionen entstehen zu rund 34 % im Stall und Laufhof, zu 16 % im Hofdüngerlager und zu 47 % beim Ausbringen des Hofdüngers (Gülle und Mist).
Die einzelnen Tierarten verursachen unterschiedliche Emissionen. Bei den Nutztierarten stammen 79 % vom Rindvieh, 15 % von den Schweinen, 3 % vom Geflügel und 3 % von den übrigen Tierarten.
Wann entsteht Ammoniak?
Wenn mehr Eiweiss aufgenommen wird als das Tier braucht, wird dieses entweder als unverdautes Eiweiss via Kot oder als Harnstoff über den Harn ausgeschieden. Der Harnstoff entsteht, wenn die überschüssigen Aminosäuren im Stoffwechsel in Energie umgewandelt werden. Bei diesem Umbau fällt Ammoniak an. Dieser stellt ein starkes Zellgift dar und wird deshalb in der Leber in den ungiftigen Harnstoff umgewandelt und über den Harn ausgeschieden. Das unverdaute Eiweiss und der Harnstoff in den Hofdüngern werden von Bakterien in Ammoniak umgewandelt, welcher nun reduziert werden soll.
Welche Faktoren erhöhen die Ammoniakbildung in der Tierproduktion?
Folgende Hauptfaktoren beeinflussen die Ammoniakemissionen:
Haltungssysteme: die Haltung der Tiere in Laufställen, Laufhöfen und auf der Weide.
Hofdünger: offene Lagerung und Ausbringung ohne Schleppschlauch.
Fütterung: nicht bedarfsgerechte Fütterung, vor allem mit zu viel Eiweiss.
Entwicklung der Ammoniakemissionen seit 1990
Die Entwicklung der Ammoniakemissionen bei den Milchkühen, Mastschweinen und Mastpoulets wurde mit Fördermassnahmen beeinflusst. Bei den Milchkühen konnte eine Reduktion von NH3 durch Massnahmen einer verbesserten Hofdüngerlagerung und -ausbringung erreicht werden. Diese wurde aber zum Teil durch einen höheren Anfall durch die tierfreundlichen Haltungssysteme wiederum kompensiert. Bei den Mastschweinen hat sich in dieser Zeit die Tierzahl reduziert und bei den Mastpoulets ist ein Anstieg der Ammoniakemissionen auf die höheren Tierzahlen zurückzuführen. Im Gesamten konnten die Ammoniakemissionen bei diesen Tierkategorien um rund 22 % reduziert werden.

Reduktionspotenziale
Es gibt sowohl beim Rindvieh wie bei den Schweinen weiteres Potenzial, um die NH3-Emissionen zu reduzieren. Die Optimierung der Futterrationen für eine bedarfsgerechte Fütterung in jeder Produktionsphase sowie der Einbau von Luftwäschern sind zwei der wirksamsten Massnahmen zur Reduzierung des Ammoniakanfalls auf den Betrieben. In verschiedenen Kantonen werden heute für Neubauten Auflagen zur Verminderung des Ammoniakanfalls gemacht und für verbessernde Massnahmen RE-Beiträge ausgerichtet.
Fazit
Die Reduktion der Ammoniakemissionen um 20 000 Tonnen pro Jahr wird eine grosse Herausforderung sein. Die zunehmend tierfreundlichen Haltungssysteme, die der Konsument wünscht, verursachen höhere Emissionen als die reine Stallhaltung. Viele kleine Anstrengungen vor allem beim Rindvieh wie auch bei den Schweinen tragen zu einer Verbesserung der Situation bei. Ob das Ziel alleine dadurch und ohne Reduktion der Tierbestände erreicht werden kann, darf aus heutiger Sicht zumindest bezweifelt werden.