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Hochleistungsphase Abferkelstall – wichtige Details bei der Fütterung der säugenden Sau

Wann ist die Fütterung einer Muttersau besonders heikel? Die Antwort der meisten Gefragten wird lauten: «Um die Geburt herum.» Dies ist so auch korrekt. Aber was geschieht nach der Geburt? Die Tiere starten in ihre «Hochleistungsphase». So muss sich die Sau nicht nur von der Geburt erholen, sondern auch noch 14 kleine Ferkel ernähren. Erst recht, wenn diese 14 dann drei Wochen alt sind. Dass die Säugezeit deshalb ebenfalls eine sehr heikle Phase sein kann, geht oft vergessen. Doch für die Sau ist diese Zeit besonders anstrengend und entsprechend auch von grosser Bedeutung.

FUTTERKURVE – EINE GRATWANDERUNG

Das Problem kennen die meisten Züchter: Die Sau sollte so viel wie möglich fressen, damit die Milchleistung stimmt, doch die vorgelegte Menge ist einfach zu gross. Aus diesem Grund ist die Festlegung einer Futterkurve für die Säugezeit eine Gratwanderung. Es müssen verschiedene Faktoren miteinbezogen werden. Unabhängig von diesen Einflussfaktoren ist die Steigerungsrate zu Beginn der Säugephase. Ist die Sau nach der Geburt gesund und munter, bekommt sie an den ersten beiden Tagen je bis zu 2 kg Futter. Anschliessend kann die Futtermenge jeden Tag um ca. 0,5 kg gesteigert werden. Wichtig dabei ist die stetige Beobachtung des Gesundheitszustands der Sau. Kommt das Muttertier nur zögernd an den Trog oder bleibt sogar Futter übrig, muss die Futtermenge sofort reduziert werden. Oft überfressen sich die Tiere etwa eine Woche nach der Geburt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, ab diesem Zeitpunkt die Futtermenge etwas langsamer zu steigern oder sogar zwei bis drei Tage die Menge nicht mehr zu erhöhen. Grundlegend sollte von einer Futterkurve mit dem Zielwert von 100 MJ ausgegangen werden. In der unten stehenden Grafik ist die Kurve abgebildet. Die Maximalmenge der Kurve sollte 14 Tage nach der Geburt erreicht werden. Die Ferkel benötigen mit zunehmendem Alter immer mehr Milch, weshalb das Leistungsvermögen der Sau besonders wichtig ist. Die unten stehende Kurve ist für eine Muttersau mit zwölf Ferkeln ausgelegt. Pro Ferkel kann mit durchschnittlich 5 MJ VES gerechnet werden. Mit 14 Ferkeln sollte die Futtermenge bei 14 Tagen folglich bei 110 MJ VES liegen.

 

KONDITION – HOHE GEWICHTSVERLUSTE VERMEIDEN

Ein besonderes Augenmerk soll während der Säugezeit auch auf die Gewichtsveränderung des Muttertieres gelegt werden. Die Sau sollte nicht mehr als zehn Prozent ihres Gewichts verlieren. Wenn die Kondition anhand des Body Condition Score (BCS) beurteilt wird, sollte die Abweichung nicht mehr als einen halben Punkt betragen. Der BCS eines Mutterschweins liegt beim Wert 3 im optimalen Bereich. Falls eine Sau bereits zu mager in den Abferkelstall kommt oder sich besonders stark absäugen lässt, darf sie ruhig etwas mehr fressen. Doch warum sollen die Tiere nach dem Absetzen nicht zu mager sein? Dem Körperfett kommt eine besondere Bedeutung als Speicherorgan körpereigener Fruchtbarkeitshormone zu. Vor allem Östrogene werden im Fettgewebe gebunden, aber auch das Hormon Leptin wird im Fettgewebe produziert. Alle diese Stoffe spielen eine wichtige Rolle bezüglich der Auslösung der Brunst und den Brunstmerkmalen sowie dem Aufbau und dem Erhalt der Trächtigkeit. Ist eine Sau nach dem Absetzen zu mager, kann sich dies folglich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken.

 

BCSKonditionBeschreibungKörperform
5verfettetHüften und Wirbelsäule sehr stark mit Fett bedecktwulstig, ausgewölbt
4mit deutlicher FettauflageHüften und Wirbelsäule können nicht gefühlt werdenTendenz zur
Auswölbung
3,5mit mittlerer FettauflageHüften und Wirbelsäule können nur schwer gefühlt werdenrundlich
3normalHüften und Wirbelsäule können mit leichtem Druck gefühlt werdenleicht rundlich
2,5dünnHüften und Wirbelsäule können ohne Druck gefühlt werdenleicht rundlich, aber seitlich flach
2sehr dünnHüften und Wirbelsäule sind gut sichtbarRippen/Dornfortsätze
sind leicht ertastbar
1abgemagertHüften und Wirbelsäule sind sehr gut sichtbarKnochengerüst

 

WASSER – WICHTIGSTER NÄHRSTOFF

Sehr viele Funktionen des Körpers laufen nur bei einer ausreichenden Wasserversorgung einwandfrei ab. Trotzdem wird die Verfügbarkeit und Qualität des Wassers auf vielen Betrieben zu wenig beachtet. Nachfolgend sind die wichtigsten Punkte zum Thema Wasserversorgung aufgelistet:

  • Wasserqualität mittels Wasserprobe überprüfen
  • Stumpenleitungen verhindern
  • Durchfluss pro Minute überprüfen und optimieren
  • Zusätzlich Wasser über Trog anbieten

Insgesamt sollte eine säugende Sau mindestens 25 bis 30 Liter Wasser pro Tag zu sich nehmen. Bei hohen Temperaturen kann sich diese Menge sogar verdoppeln. Eine zusätzliche Verabreichung von Wasser über den Trog ist daher besonders im Sommer empfehlenswert. Um die Sauen zu animieren, können pro Tier 2 dl FORS 8514.00 Apfelessig ins Wasser gegeben werden. Die meisten Schweine mögen Essig sehr gerne und nehmen so das Wasser sehr gut auf.

Die Durchflussrate sollte für Mutterschweine zwischen zwei und drei Litern pro Minute liegen. Dies ist wichtig, damit die Sau nicht zu viel Zeit benötigt, um genügend Wasser aufzunehmen. Gehen wir von einem Wasserbedarf von 30 Litern pro Tag aus, dauert dies also mindestens zehn Minuten. Benötigt die Sau doppelt so viel Zeit, weil der Durchfluss zu tief ist, verliert sie die Geduld und trinkt deshalb nicht genügend.

 

TIERBEOBACHTUNG – AUCH NACH DER GEBURT ZENTRAL

Um die Geburt herum wird sie kaum ein Landwirt vergessen: die Tierbeobachtung. Während dieser Phase wird viel Zeit im Abferkelstall benötigt. Doch auch nach den ersten Tagen nach der Geburt darf dies nicht vernachlässigt werden. Die Sau muss Hochleistungen erbringen, um ihre Ferkel ausreichend säugen zu können. Eine frühzeitige Erkennung von Stoffwechselproblemen ist zentral, damit sich das Muttertier schnell erholt. Steht die Sau zögernd auf für das Fressen oder ist der Kot breiig, sind dies erste Anzeichen dafür, dass sie sich überfrisst. Können Sie als Tierhalter rechtzeitig auf solche Hinweise reagieren, fängt sich die Sau schneller wieder auf, sodass die Hochleistungsphase Säugezeit zum Erfolg wird.

Autor: Ursula Tröhler

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