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Würmer und deren Behandlung bei Legehennen

Durch die zunehmende Freilandhaltung von Legehennen in der Schweiz spielt Wurmbefall eine immer grössere Rolle. Beim Huhn unterscheiden wir verschiedene Wurmarten: Spulwürmer, Haarwürmer, Blinddarmwürmer sowie die eher seltener auftretenden Bandwürmer. In untenstehender Tabelle sind Präpatenzzeit* sowie die gesundheitliche Bedeutung der Würmer für das Geflügel aufgeführt.

Der Spulwurm (Ascaridia galli) kommt weltweit vor und parasitiert im Dünndarm von Huhn, Trute, Gans und Ente. Er ist 1–2 mm dick und mehrere Zentimeter lang. Bei einem starken Befall kann der Wurm in einer frischen Kotprobe oder auf dem Kotband sichtbar sein. Er entwickelt sich direkt ohne Zwischenwirt. Bei einem hochgradigen Befall können blasse Eidotter, Abmagerung und Tod durch Darmverschluss auftreten. Die Spulwürmer können ebenfalls bei Kannibalismus oder beim Auftreten von Coli-Infektionen mitbeteiligt sein. Ein zusätzlicher Aspekt ist das Auftreten von Spulwurmexemplaren im Konsumei.

Bei den Bandwürmern(Cestoden) gibt es grosse und kleine im Dünndarm von Huhn, Trute und Wildvögeln. Die kleinen Bandwürmer sind dabei krankmachender fürs Geflügel als die grossen. Die weniggliedrigen Arten sind 1,5–4 mm lang, die langgliedrigen 1–4 mm breit und bis 25 cm lang. Der Befall wird meistens als Nebenbefund festgestellt, eventuell können leichtgradige Darmentzündungen auftreten. Für die Entwicklung brauchen sie einen Zwischenwirt wie Käfer, Schnecken und Regenwürmer. Beim Wirtschaftsgeflügel treten sie sehr seltenauf, etwas häufiger werden sie beim Rassegeflügel nachgewiesen.

Der Haarwurm (Capillaria spp.) tritt in 5 Arten beim Huhn und bei Hühnervögeln im Dünndarm auf. Wie es der Name schon sagt, sind die Würmer haarförmig, durchsichtig und 7–40 mm lang. Er entwickelt sich direkt oder indirekt über den Regenwurm als Zwischenwirt. Er tritt beim Geflügel seltener auf als die Spulwürmer und verursacht keine Anzeichen bis mässigen Durchfall und Abmagerung.

Der Blinddarmwurm(Heterakis gallinarum) tritt bei Huhn, Trute, Perlhuhn,Gans und Ente in den Blinddärmen auf. Er ist sehr dünn, bis 15 mm lang und von Auge nur sehr schwer sichtbar. Er hat eine direkte Entwicklung und fungiert als Stapelwirt bei Histomonaden(Schwarzkopfkrankheit), ansonsten hat er nur eine sehr geringe klinische Bedeutung.

Diagnose eines Wurmbefalls

Die Würmer können bei der Sektion verendeter Tiere direkt im Darm nachgewiesen werden. Für ein Routinemonitoring hat sich die regelmässige Untersuchung einer Sammelkotprobe bewährt. Dazu werden alle 10–12 Wochen an verschiedenen Stellen im Stall und auf dem Kotband frische Kothäufchen eingesammelt und in ein Labor zur Untersuchung geschickt. Dort werden mittels Flotation nicht die Würmer selbst, sondern deren ausgeschiedene Wurmeier nachgewiesen. Je nach Methode wird die Menge mittels + bis +++ oder EpG (Anzahl Eier pro Gramm Kot) angegeben. Der Entscheid zur Behandlung wird dabei nicht allein aufgrund des Kotbefundes, sondern auch aufgrund des klinischen Bildes, der Legeleistung und der Eidotterfarbe gefällt.

Behandlung

Die Behandlung eines Wurmbefalles erfolgt mittels Flubendazol übers Futter (7 Tage) oder Fenbendazol übers Tränkewasser (5Tage). Die Art der Behandlung richtet sich nach der technischen Ausstattung des Stalls, wobei ich, falls möglich, eine Behandlung übers Trinkwasser bevorzuge. Nach Behandlungsende können die Tränkeleitungen und das Dosiergerät einfach gereinigt und gespült werden, was beim Futtertrog und -Silo nicht gut praktikabel ist. Während der Behandlung sollten die Tiere nicht auf die Weide und den Schlechtwetterplatz gelassen werden. Grund: Die während der Behandlung ausgeschiedenen Wurmeier sind noch immerinfektiös und können so die Weide kontaminieren. Nach Beendigung der Wurmbehandlung sollte die Einstreu in Stall und Wintergarten ausgewechselt werden. Dadurch wird der Infektionsdruck verringert und eine sofortige Reinfektion durch die noch infektiösen Wurmeier verhindert. Zur Desinfektion des Stalles und Wintergartens sind nur spezielle Desinfektionsmittel geeignet. Der Entscheid zur Behandlung kann immer mal wieder zu Diskussionen führen. Es kommt vor, dass beim Entmisten des Kotbandesan verschiedenen Stellen Spulwürmer beobachtet werden. Die gleichzeitige Untersuchung des Kotes zeigt jedoch ein negatives Resultat auf Spulwurmeier. Dies lässt sich einerseits durch die Präpatenzzeit und andererseits durch die ungenaue Probennahme erklären. Präpatenzzeit: Vom Zeitpunkt der Infektion des Huhnes bis zur Ausscheidung von Wurmeiern und deren Nachweisbarkeit im Kot dauert es bei Spulwürmern 5–8 Wochen, bei Blinddarmwürmern 3,5–5 Wochen. Während dieser Entwicklungszeit kommt es vor, dass insbesondere bei starkem Befall bereits Würmer im Kot sichtbar sind, während der Einachweis noch ein negatives oder schwach positives Ergebnis liefert. Ungenaue Probennahme: Wurmeier werden nicht permanent durchs Huhn ausgeschieden, zur Kotanalyse schicken wir zufällig ausgewählte Kothäufchen ein. Von dieser Sammelkotprobe wird lediglich 1 g verwendet, um die Wurmeier in der Flotation nachzuweisen. Würde ich anstelle eines Probenansatzes drei verwenden,so wäre es wahrscheinlich, dass jede ein etwas anderes Resultat zeigen würde. Obwohl eher ungenau, so ist doch die Kotuntersuchung eine praktikable, kostengünstige und schnelle Methode, einen Wurmbefall festzustellen.

Fazit

Der Entscheid zur Entwurmung basiert immer auf dem Zusammensetzender Mosaiksteinchen Kotuntersuchung, klinisches Bild, Eidotterfarbe sowie Legeleistung. Er sollte gemeinsamvon Tierhalter und Tierarzt gefällt werden.

Karin Kreyenbühl

Geflügeltierärztin mit Praxis in Wohlen (Aargau), Betreuung von Lege-Aufzuchten, Legehennen, Brüterei, Elterntieren und Mastgeflügelin der ganzen Schweiz.

Autor: Karin Kreyenbühl

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